Formel 4 Test; Barcelona

Seit dem letzten Test in Mugello, sind einige Monate vergangen. Ich habe in der Zwischenzeit viel Trainiert um beim nächsten Test, in Barcelona, körperlich parat zu sein. Auch wenn ich einfach am liebsten nur die ganze Zeit im Auto sitzen würde, gehört Ausdauer Training auch dazu. Auf meinem Simulator habe ich mich auch gut vorbereitet. Mein Simulator ist jedoch noch nicht optimal auf das Formel 4 Auto eingestellt. Dies braucht eben seine Zeit und es ist ziemlich aufwendig. Mit jedem Mal das ich auf dem Sim bin, kann ich das Auto optimieren und näher zur Realität bringen.

Nach der acht Stündigen Fahrt, kamen wir in Barcelona, bei warmen 15°, an. Wie immer haben wir gleich zu Beginn die Pedale und die Gurte vom Auto, meinem Körper angepasst. Anschliessend liefen wir die Strecke ab, um die Steigungen, Neigungen, Bremspunkte, Einlenkpunkte und sonstige Dinge zu besprechen.

Tag 1:

Zuerst habe ich mit meinem Ingenieur die Daten und Videos von Fahrern im selben Team angeschaut, welche schon mehrere Runden auf dieser Strecke gefahren sind. Anschliessend ging es endlich wieder ins Auto. Der Moment, in dem ich den Motor starte, ist einfach unglaublich und ich bin dann in meiner Welt und vergesse alles um mich herum. Die ersten zwei bis drei Runden muss man sich zuerst an die Strecke, den Gripp und an das Auto gewöhnen. Anschliessend beginnt man sich ständig zu verbessern und natürlich schneller zu werden. Ich habe mich von Runde zu Runde verbessert, durch selber lernen und durch die Daten und Video Analysen mit dem Ingenieur. Manchmal befand ich mich in den ersten fünf Fahrern und manchmal im hinteren Drittel. Gegen Ende des ersten Tages konnte ich mich nicht mehr verbessern, da sich die Strecke und der Gripp verändert haben. Das Ziel für den nächsten Tag war es dort anzuknüpfen wo ich am ersten Tag aufgehört hatte.


 
 

Tag 2:

Im ersten Stint hatte ich ein wenig Mühe und ich kam nicht mehr an die Zeiten vom vorherigen Tag. Auch im zweiten Stint hatten sich meine Zeiten nicht gross verbessert. Deswegen habe ich meinen Fahrstill, die Bremspunkte und die Einlenkpunkte ein wenig verändert. Nach dem ich dem Ingenieur gesagt habe das ich hinten weniger Gripp haben möchte, ging es besser aber noch nicht so wie ich es mir erwünscht habe. Da ich die Brems und Einlenkpunkte verändert hatte, brauchte ich hinten ein freieres Heck. Doch die Zeiten waren immer noch nicht wie erhofft. Ich erhielt Anweisungen das ich meine Linie verändern solle und später einlenken soll. Dies habe ich versucht hat aber nicht geklappt und ich habe mich damit nicht wohlgefühlt. Ebenfalls fühlte es sich in den Kurven viel langsamer an. Den halben Tag habe ich damit verbracht, zu versuchen, dass umzusetzen, was mir der Ingenieur gesagt hatte. Jedoch ohne Erfolg. Ich wurde langsam aber sicher etwas ungeduldig. Gegen Ende des zweiten Tages sagte mir mein Vater:

«Fahr eifach so, wie du würdsch»!

Genau das hatte ich mir auch schon überlegt. Doch ich befand mich irgendwie nicht in der Lage, eigenhändige Entscheide zu treffen. Da der Ingenieur mehr Erfahrung hat als ich, habe ich einfach versucht zu machen was er mir gesagt hatte. Doch als mein Vater das gesagt hatte, fuhr ich dann einfach wie ich es für richtig empfand. Die Zeiten verbesserten sich um etwa 0.6sec. Das war dann in Ordnung aber ich war halt noch nicht ganz zufrieden mit meinen Rundenzeiten. Sehr wahrscheinlich hatte ich mir das Tagesziel etwas zu hoch gesteckt. Das hat mir dann Andreas klar gemacht, als er mir wieder einmal aufzeigte, gegen was für Piloten ich da heute gefahren bin. Um die zu schlagen, muss ich halt schon noch ein paar Kilometer mehr absolvieren, denn im Verhältnis zu denen, bin ich viel zu wenig im Auto. Aber die hole ich schon noch auf! SMILE!


 
 

Die Strecke war neben der Ideallinie noch leicht nass. In der zweiten Arrabiata, die man mit voll Gas fährt, kam ich etwa 40cm von der Ideallinie ab und ich war mit den beiden linken Reifen auf dem Nassen Asphalt und berührte leicht das Kies. Ich kam ins Schleudern, probierte das Auto noch unter Kontrolle zu bekommen, aber da war es schon zu spät. Ich drehte mich und landete mit 130km/h in der Reifenabschrankung. Das Auto war auf der rechten Seite total kaputt. Ich blieb zum Glück unverletzt. Nach wenigen Minuten war auch schon der Krankenwagen vor Ort. Sie nahmen mich mit um mich zu untersuchen. Zum Glück war alles ok und ich hatte mich nicht verletzt. Nach dem ich mich ein wenig erholt hatte, ging ich mit meinem Vater zurück in die Box. Ich sagte „Ich will unbedingt noch weiterfahren und den Tag auf keinen Fall so beenden.“ Die Mechaniker konnten das Auto innert 3 Stunden reparieren und ich konnte tatsächlich wieder auf die Strecke. Meine Bestzeit konnte ich leider nicht mehr schlagen. Da ich aber gleich wieder gute Zeiten fuhr, wusste ich, dass ich den Unfall bereits, gut verarbeitet hatte. Dies war dann auch der letzte Stint der beiden Testtage.

Es hat mir einen Riesen Spass gemacht und ich habe wieder viel Gelernt. Insbesondere den Umgang mit neuen Reifen, habe ich nun viel besser hingekriegt. Dies hat mir wohl ermöglicht, zwischenzeitlich auf P7 zu fahren. Das war ein wirklich Cooles Gefühl!

Vielen Dank an das Team „Jenzer Motorsport“, insbesondere an meinen Dateningenieur Luciano! Ihr seid wirklich ein Tolles Team! Danke! Und natürlich eine riesen grosses Dankeschön, an meine Sponsoren!



 
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Circuit de Barcelona-Catalunya

Samir Ben 77

 
Ibrahim Ben