Formel 4 Test; Mugello

Nachdem ich, während des Lock Downs, viel Ausdauer, Koordination, Mental und Kraft trainiert habe, konnte ich nach der extrem langen Pause, endlich wieder auf die Rennstrecke. Es war für mich eine sehr harte und Mühsame Zeit Zuhause. Mir fehlte einfach der soziale Austausch und der Ausgleich auf der Strecke zu sein und Gas zu geben. Mugello war der erste Test nach dem Lock Down und erst mein zweites Mal überhaupt in einem Formel 4 Auto. Ich habe mich riesig gefreut auf dieser Strecke fahren zu dürfen. Ich kannte Mugello nur durch das Simulator Training. Mugello ist eine sehr anspruchsvolle, extrem schnell Strecke, welche aber auch langsame, enge Kurven hat. Ich war sehr angespannt, vor allem nach einer so langen Pause!

Tag 1:

Mit den Mundschützen im Gesicht und dem Desinfektionsmittel in der Tasche liefen wir in die Box vom Team Jenzer Motorsport. Es gab strikte Anweisungen und Regeln die man befolgen musste auf Grund des Covid 19. Nach all den Vorbereitungen, ging es jetzt endlich ab auf die Strecke. Ich fuhr aus der Boxengasse und drehte meine Runden. Ganz am Anfang musste ich mich mit der Strecke und vor allem mit dem Auto vertraut machen. Ich wurde langsam schneller aber es fehlt natürlich noch sehr viel auf meine Teamkollegen, welche deutlich erfahrener sind als ich. Während ich versuchte schneller und schneller zu fahren, hatte es mich einmal gedreht. Ich kam aber nicht von der Strecke ab und konnte so, direkt weiterfahren.

 
 

Obwohl für den ganzen Tag regen gemeldet war regnete es nur am Nachmittag. Also konnte ich nur am Vormittag, im trockenen trainieren. Am Nachmittag wurden die Regenreifen montiert und ich begann mit dem Regentraining. Ich fühlte mich eigentlich ganz gut im Regen und entsprechend lief es gar nicht mal so schlecht. Mein Daten-Engineer war positiv von meiner Leistung im Regen überrascht. Und so war ich im grossen und ganzen sehr zufrieden mit meiner Leistung am ersten Tag in Mugello. Denn die Fortschritte vom ersten Stint am Morgen, bis zum letzten am Abend, waren wirklich sehr gross. Nach über 100 Runden, à 5 Kilometer, war ich fix und fertig und freute mich auf eine feines Nachtessen und auf mein Bett.

 
 

Tag 2:

Für den zweiten Tag, war von Morgen bis Abend Regen gemeldet. Schlussendlich hatte es keine Minute geregnet, worüber ich sehr froh war, denn ich wollte mich im trockenen verbessern und schneller werden. Vom ersten Stint an konnte ich beginnen zu pushen. Einfach mit den Bremspunkten hatte ich noch ein wenig Mühe. Ich hatte einfach noch nicht genügend Vertrauen in die Bremse. Doch von Training zu Training wurde es immer besser und so wurden auch die Zeiten immer besser. Was mich jetzt noch am meisten Zeit kostete, war der zu niedrige kurven Speed. Aber auch dieser erhöhte sich immer mehr. In der „Arrabiata“, eine Doppel rechts Kurve die man mit Vollgas fahren muss (195km/h), verfehlte ich einmal die Ideal Linie um einen knappen Meter. Das hatte zur Folge, dass ich mit den beiden linken Reifen, in die Gummi Reste der Anderen Piloten gefahren bin. Dort aussen hat man natürlich kaum Gripp. So habe ich die Traktion verloren und flog mit 195km/h von der Strecke, ab ins Kiesbett. Das Team hat mir dann per Funk mitgeteilt, dass ich mich lieber vom Abschleppwagen in die Box transportieren lassen soll, um sicher zu gehen, dass nichts defekt ist und sich keine Steine am Motor oder in den Lüftungskanälen befanden. Sie haben mein Auto auf einen LKW gehoben, der uns dann in die Boxengasse gebracht hatte. Ich blieb unverletzt und das Auto trug zum Glück auch keine Schäden von sich. Im Moment als ich mich gedreht hatte, hatte ich überhaupt keine Angst und ich fühlte mich in diesem Formel 4 Auto, sehr sicher. Nachdem meine Mechaniker das Auto von den Steinen entfernt und gesäubert hatten, konnte ich wieder auf die Strecke. Ich trainierte weiter und wurde immer schneller. Da ich mich immer sicherer fühlte, konnte ich mehr und mehr pushen. Dabei hatte ich nochmals einen Dreher. Diesmal bliebe ich aber auf der Strecke, konnte das Auto nach einer 360 Grad Drehung auffangen und direkt weiter fahren. Das war ganz cool….! So wurden meine Zeiten immer besser und besser und es fehlte nicht mehr so viel, zu den anderen Piloten. Und so ging es weiter und weiter. Zum Schluss des Tages war ich einfach Happy! Es war wieder ein unwahrscheinliches und unvergessliches Gefühl.

An diesen beiden Tagen habe ich sehr viel gelernt. Es hat sehr viel Spass gemacht und ich freue mich auf die nächsten beiden Testtage nächste Woche, von Mittwoch bis Donnerstag in Misano, Italien!


 
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Mugello Circuit

Samir Ben 77

 
Ibrahim Ben